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Editorial von Verena Nold, Direktorin santésuisse
Bestehende Rezepte zur Kostendämpfung nutzen!
Für das kommende Jahr sinken die Prämien um durchschnittlich 0,2 Prozent. Eine erfreuliche Nachricht – doch der Schein trügt. Die Gesundheitskosten steigen in diesem Jahr um rund fünf Prozent – so stark, wie lange nicht mehr. Auch die Prognose für das nächste Jahr sieht düster aus. Diese Alarmzeichen müssen wir ernst nehmen.
Selbstverständlich ist santésuisse froh, wenn die Krankenversicherer dank der Reserven die Prämien kurzfristig konstant halten können, insbesondere in diesen schwierigen Zeiten. Doch das entspricht weder der gesetzlichen noch der ökonomischen Logik. Vielmehr sind es politische Prämien. Wir sollten aus der Vergangenheit lernen, greifen wir zu tief in die Reservetöpfe, so rächt sich das. In der Vergangenheit war das Resultat immer: starke Ausschläge der Prämien in den Folgejahren.
Für eine langfristige Stabilisierung der Prämien braucht es endlich ernsthafte Massnahmen auf der Kostenseite: Nirgends muss man derart hohe Preise wie im schweizerischen Gesundheitswesen zahlen. Eine Laboranalyse kostet hier bis zu zehnmal mehr als beispielsweise in Deutschland! Und auch wenn es nicht alle gerne hören: Neuen Tarifen, von denen ausschliesslich die Erbringer der Leistungen, nicht aber die Patientinnen und Patienten profitieren, erteilen wir eine deutliche Absage.
Die Rezepte für eine Kostenstabilisierung gibt es bereits: Es liegt auf der Hand, dass Pauschalen für ambulante Behandlungen das Kostenwachstum dämpfen und für alle Beteiligten faire Bedingungen garantieren. Das zeigen die Erfahrungen aus dem stationären Spitalbereich, wo es schon seit zehn Jahren Pauschalen gibt. Auch die Preise für Medikamente müssen endlich gesenkt werden. Und teure Margen bei Medikamenten mögen zum Beispiel für Apotheken lukrativ sein, doch die Geschädigten sind die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler. Ein weiterer Faktor: Die Digitalisierung muss endlich beschleunigt werden, um das Kostenwachstum nachhaltig zu dämpfen.
Es braucht unbedingt langfristige Lösungen, denn nur so können wir garantieren, dass unser geschätztes Gesundheitswesen noch lange finanzierbar bleibt.