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Auslandvergleich Labor
Blick ins Ausland zeigt: Laborpreise sind in der Schweiz viel zu hoch
Nicht nur bei den Medikamenten ist die Schweiz ein Hochpreisland. Auch die Preise, die in Schweizer Labors für Analysen erhoben werden, sind viel höher als im Ausland. santésuisse zeigt in einem Vergleich mit ausgewählten Ländern: Der Preisunterschied bei Laboranalysen ist noch viel höher als vermutet. Das Einsparpotenzial liegt bei mindestens 600 Millionen Franken jährlich. Das entspricht rund zwei Prämienprozenten.
Mehr Transparenz (SPO)
„Auslandpreisvergleiche können helfen, unberechtigte Kostenunterschiede bei Laboranalysen sichtbar zu machen“, ist Susanne Gedamke, Delegierte des Stiftungsrates der Schweizerischen Patientenorganisation (SPO), überzeugt. „Allerdings ist es wichtig, dass bei solchen Vergleichen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden – so etwa die unterschiedlichen Gesundheitssysteme der Länder und das Lohnniveau.“ Da Patientinnen und Patienten auch immer Prämienzahlende sind, erachtet die SPO Preissenkungen bei Laboranalysen als wünschenswert. Weiter fordert sie „mehr Transparenz“ bei der Rückvergütung von Laborbeiträgen an die Ärzte. „Sie sind nur dann zulässig, wenn die Patientinnen und Patienten bzw. ihre Krankenkassen von einem Rabatt profitieren – und damit hoffentlich auch die Prämienzahlenden.“
Das Bundesamt für Gesundheit ist gefordert (Schweizerisches Kosumentenforum)
Dass die Preise in der Schweiz dermassen hoch sind, ist für Babette Sigg, Präsidentin des Schweizerischen Konsumentenforums, inakzeptabel. «Für genau dasselbe zahlen wir ein Vielfaches im Vergleich zum Ausland. Das muss endlich aufhören.» Möglicherweise gerechtfertigt ist für Sigg ein kleiner Aufpreis aufgrund der höheren Lebenshaltungs- und Lohnkosten in der Schweiz – «aber sicherlich nicht in diesem Ausmass». Für die Konsumentenschützerin ist nun das Bundesamt für Gesundheit gefordert. «Im Mittelpunkt aller Bemühungen müssen die Patienten und Konsumenten stehen. Nur wenn es gelingt, solche und andere Preise auf ein vernünftiges Mass zu senken, ist es möglich, das Prämienwachstum endlich zu bremsen.» In die Pflicht nimmt Babette Sigg auch die Labors: «Es darf nicht sein, dass sich die Industrie mit überhöhten Preisen an den Prämiengeldern bedient. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass sich santésuisse für die Interessen der Prämienzahler einsetzt.»
Sind alle Laboruntersuchungen notwendig? (acsi)
Hohe Tarife sind einer der Faktoren, weswegen die Gesundheitskosten unseres Landes steigen», sagt Laura Regazzoni Meli, Generalsekretärin der Konsumentenorganisation der italienischen Schweiz (acsi). «Ein anderer Faktor ist, wie oft eine Leistung tatsächlich erbracht und durch die Versicherten bezahlt werden muss.» Aus diesem Grund ist es für Laura Regazzoni Meli nicht nur wichtig, «die Tarife zu senken, sondern dass man sich auch fragt, ob alle Laboruntersuchungen wirklich notwendig sind.»
Ein krasser Preisunterschied zum Ausland (Christian Lohr, CVP)
CVP-Nationalrat Christian Lohr hat die hohen Laborpreise bereits im Dezember aufgegriffen und im Parlament eine entsprechende Motion eingereicht. Darin fordert er den Bundesrat auf, die Preise für Laboranalysen zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung zu senken und damit die Prämienzahler zu entlasten. «Ein solch krasser Preisunterschied zum Ausland dann nicht ausschliesslich durch die in der Schweiz höheren Kosten für Personal oder Miete gerechtfertigt werden», sagte Lohr vor einigen Tagen gegenüber dem SonntagsBlick: «Der Bundesrat hat während der Corona-Pandemie die Test-Kosten erheblich gesenkt, das sollte auch bei anderen Laboranalysen möglich sein.» Gemäss den Zahlen des BAG seien die Kosten für Laboranalysen zwischen 2010 und 2018 von 700 Millionen auf 1,5 Milliarden Franken gestiegen, schreibt Lohr in seiner Motion. «Massnahmen, um diese Entwicklung zu bekämpfen, sind dringend notwendig.»