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Die Förderung der diplomierten Pflegenden geht am Kern des Problems vorbei.
Herausforderung Demografie
In den kommenden Jahren wird die Zahl älterer Menschen zunehmen und damit wird auch der Bedarf an Pflegeleistungen wachsen. Der Fokus der Pflegepolitik muss deshalb auf der langfristigen Sicherung der Versorgung liegen. Die einseitige Förderung der diplomierten Pflegefachleute löst das Problem nicht.
Die Bewältigung der Coronakrise hat die grosse Bedeutung der Pflege ins Bewusstsein gerückt. In den Spitälern der stark betroffenen Regionen war die Belastung der Pflegerinnen und Pfleger teilweise sehr hoch. Gleichzeitig wurde auch deutlich, dass die Belastung besonders in der Intensivpflege besonders hoch war. Aus dieser Beobachtung heraus muss auch der aktuelle und künftige Pflegebedarf differenziert betrachtet werden. Die Coronakrise hat gezeigt, dass es genügend ausgebildete Fachpersonen in der Intensivpflege braucht. Die hochspezialisierten Bereiche machen hingegen nur einen geringen Teil des gesamten Spektrums der Pflegeaufgaben aus. In einer Gesamtbetrachtung der Pflege ist denn auch die drängendste Herausforderung der demografisch bedingte Mehrbedarf an Pflegeleistungen. Dafür braucht es Anpassungen in der Ausbildung und einen einfacheren Einstieg in die Pflegeberufe. Denn primär betrifft der künftige Mehrbedarf die Basispflege. Die einseitige Förderung der diplomierten Pflegefachleute löst das Problem des steigenden Pflegebedarfs nicht, weil der Mehrbedarf nicht bei den sehr gut ausgebildeten Pflegefachleuten anfällt.
Mengenausweitung verhindern
Im europäischen Vergleich ist der Pflegefachberuf in der Schweiz gut aufgestellt, was Kompetenzen, Entlöhnung und Anzahl Beschäftigte pro Patient betrifft. Weiter verfügt der Pflegeberuf aufgrund der demografischen Entwicklung über eine hohe Jobsicherheit und ausgezeichnete Entwicklungsperspektiven. Das Parlament ist gut beraten, die langfristige Sicherung der Pflege über Partikularinteressen zu stellen. Der Bundesrat befürchtet mit dem indirekten Gegenentwurf Mengenausweitungen und lehnte deshalb die selbstständige Abrechnung von Pflegeleistungen gegenüber den Krankenversicherungen grundsätzlich ab. Um bei der selbstständigen Abrechnung von Pflegeleistungen eine übermässige Mengenausweitung zu vermeiden, sollten deshalb zwingende Vereinbarungen zwischen den Versicherern und den Pflegevertretern vorausgesetzt werden, falls keine ärztliche Anordnung vorliegt. Im Vereinbarungsfall würden die Krankenversicherer mit den Pflegevertretern Effizienz- und Qualitätskriterien aushandeln, welche für die Abrechnung von Leistungen ohne Anordnung erfüllt sein müssten.
Fokus auf Versorgungssicherheit
Der einseitige Fokus des Begehrens auf die im internationalen Vergleich sehr gut gestellten diplomierten Pflegefachkräfte ist kaum gerechtfertigt. Der Hauptfokus in der Pflegepolitik muss aus Sicht von santésuisse auf der Sicherung der Versorgung liegen. Mit der wachsenden Zahl älterer Menschen zeichnet sich in Zukunft ein Mehrbedarf in der Pflege ab. Deshalb müssen in erster Linie der Wiedereinstieg in einen Pflegeberuf sowie die Möglichkeiten eines Quereinstiegs erleichtert werden, damit der künftige Mehrbedarf in der Pflege gedeckt werden kann.