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Keine Trendwende: starkes Kostenwachstum im ersten Quartal 2016
Die Kosten der obligatorischen Krankenversicherung steigen in den ersten Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,8% auf fast 8 Milliarden Franken. Ein besonders starkes Wachstum weisen die Kosten ambulanter Behandlungen im Spital und die Kosten niedergelassener Ärzte auf.
Die Gesundheitskosten wachsen weiterhin überproportional – das zeigt die Kostenentwicklung im ersten Quartal des laufenden Jahres. Die Höhe der Prämien folgt den jährlichen Gesundheitskosten, welche für jedes Jahr neu als Basis erhoben werden. Zwar verursachen auch saisonale Schwankungen höhere Kosten, welche im Jahresverlauf mitunter geglättet werden. Definitive Aussagen zu den Kosten 2016 können also erst im Verlauf der nächsten Monate gemacht werden. Dennoch gilt: wenn die Gesundheitskosten im laufenden Jahr dem Trend folgen, werden auch die Prämien für 2017 entsprechend höher ausfallen.
Verena Nold, Direktorin santésuisse, sagt zur Entwicklung: «Das Kostenwachstum bleibt ungebremst. Es werden immer mehr Leistungen verrechnet. Wir fordern die Verbände der Leistungserbringer auf, sich in den Tarifverhandlungen ernsthaft für bezahlbare Tarife einzusetzen. Eine Dämpfung des Kostenwachstums ist anders nicht möglich.»
Bei den Arztleistungen liegt mit +4,0% für das erste Quartal 2016 ein Wachstum vor. Die Kosten betragen für das erste Quartal 1,8 Milliarden Franken. Das Wachstum ist etwas weniger als 2015, als die Grippeepidemie zu Beginn des Jahres 2015 zu einer starken saisonalen Zunahme an ärztlichen Versorgungsleistungen geführt hatte.
Volumenmässig schlägt anschliessend der Bereich Spital ambulant am stärksten zu Buche. Er verzeichnet ein beschleunigendes Kostenwachstum von 6,9% auf 1,4 Milliarden Franken. Demgegenüber liegt im Bereich Spital stationär mit -0,7% eine Konsolidierung der Kosten auf hohem Niveau vor. Mehrere Kantone haben ihren Anteil der Vergütung von Fallpauschalen der Spitäler planmässig erhöht. Damit verlagert sich ein Teil der Prämien hin zum Steuerzahler. Dies stabilisiert zwar derzeit die Kosten des stationären Bereichs, trägt aber generell dennoch zur Kostenerhöhung bei.
Ebenfalls überdurchschnittlich gewachsen sind die Kosten der Physiotherapie. Sie sind im ersten Quartal gar um 10% gestiegen. Diese Entwicklung ist seit drei Jahren zu beobachten. Die Zahl der Physiotherapeuten nimmt laufend zu. Dieser Faktor führt zu einer Mengenausweitung im Gesundheitswesen. Ein unverändert hohes Tempo weist auch das Kostenwachstum für die Spitex-Leistungen aus. Sie wuchsen um 8,2%. Einzig die Ausgaben für die Pflegeheime blieben mit +0,5% moderat.
Ebenso sind die Kosten bei den Apotheken im ersten Quartal 2016 stark angestiegen – um 5,5% auf 957 Millionen Franken. Es wurden mehr Medikamente bezogen und bisherige Medikamente werden durch neuere, teurere Medikamente ersetzt.
Die geplante TARMED-Revision wird ein weiterer Kostentreiber sein
Mindestens drei Milliarden Franken Mehrkosten könnte die durch die FMH und H+ gestartete Revision der Tarifstruktur TARMED auslösen, die per 1. Januar 2018 in Kraft treten soll. Die Revision wäre so angelegt, dass sie die Leistungserbringer finanziell begünstigt, indem sie neue Anreize zur Mengenausweitung schafft. Damit würde vermehrt Ineffizienz und schlechte Qualität belohnt. santésuisse verlangt deshalb, dass die Prämienzahler nicht mehr bezahlen müssen und fordert Kostenneutralität in der Struktur und bei den Preisen. santésuisse schlägt zudem die Einführung eines innovativen und zukunftsgerichteten Arzttarifs vor. Auf diese Weise würden die finanziellen Risiken minimiert.