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31.12.2021

Forum Santé

Patient stärker ins Zentrum stellen

Welchen Stellenwert haben die Patientinnen und Patienten im Schweizer Gesundheitssystem? Diese Frage stand im Zentrum des 4. Forums Santé der Tageszeitung Le Temps. Mitdiskutiert haben prominente Branchenvertreter, Prämienzahlerinnen und Prämienzahler. 

Das Schweizer Gesundheitssystem wird oft als eines der besten der Welt dargestellt. Doch: Ist es wirklich so gut? Was denken die Patientinnen und Patienten? Gehen die Leistungserbringer genügend auf ihre Bedürfnisse ein? Anlässlich der vierten Ausgabe des Forums Santé haben Fachpersonen der Branche und Prämienzahler diese und weitere Fragen diskutiert. Das Forum wurde zum vierten Mal von der Tageszeitung Le Temps organisiert, santésuisse engagierte sich zum zweiten Mal als strategischer Partner. Trotz Pandemie stiess das Forum Santé auf grosses Interesse: Rund 250 Personen haben den Austausch vor Ort verfolgt, weitere 360 Personen waren via Livestream dabei. Eine Aufzeichnung des Anlasses ist im Internet verfügbar (Link siehe unten). Bis heute wurde das Video bereits mehr als 16 000 Mal aufgerufen.

Freude und Ärger beim Arzt 
Die Diskussion in den Räumlichkeiten der Universität Lausanne zeigte, wie unterschiedlich die Erfahrungen von Patientinnen und Patienten in der Schweiz sind. Am Forum erzählten sie von ärztlichen Fehlern, aber auch von erfolgreichen Transplantationen und weiteren persönlichen Erlebnissen. Fazit: Selbst in einem hervorragenden Gesundheitssystem, wie es unser Land kennt, ist die Qualität der Leistungen nicht immer genügend. 

«Patienten besser einbeziehen» 
Das Gesundheitsforum bot Gelegenheit, brennende Fragen anzupacken und diesen auf den Grund zu gehen. «Muss der Patient wieder stärker im Zentrum des Schweizer Gesundheitssystems stehen?», lautete ein zentraler Aspekt. Für Baptiste Hurni, SP-Nationalrat und Präsident der Westschweizer Sektion des Schweizerischen Patientenverbands, wird die Stimme der Patienten noch zu wenig gehört: «Es lässt sich nicht rechtfertigen, dass das gleiche Medikament in einem anderen europäischen Land viel billiger ist als in der Schweiz.» Jérôme Cosandey, Direktor Romandie des Verbandes Avenir Suisse, ist überzeugt: «Es bleibt noch viel zu tun, um die Patienten besser in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.» So brauche es zum Beispiel mehr Wettbewerb für ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, wobei gleichzeitig Qualitätsindikatoren hervorgehoben werden müssten, die Bestand hätten. 

KVG: Mehr Gerechtigkeit – aber auch Kosten 
Die letzte Diskussionsrunde des Forums war dem 25-Jahr-Jubiläum des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) gewidmet. Antoine Hubert, Delegierter des Verwaltungsrates von Swiss Medical Network, Isabelle Moret, Nationalrätin und Präsidentin des Spitalverbands H+ und Verena Nold, Direktorin von santésuisse, nahmen daran teil – und nutzten die Gelegenheit, um auf die Vor- und Nachteile für die Versicherten hinzuweisen. So bringe das KVG einerseits mehr Solidarität zwischen jungen und älteren Menschen, zwischen Kranken und Gesunden sowie zwischen Mann und Frau. Andererseits würden seit Jahren die Kosten steigen und die Transparenz in Bezug auf die Qualität sei immer noch mangelhaft. Alles in allem hat das 4. Forum Santé gezeigt: Die Patientinnen und Patienten sind zwar nicht die grossen Verlierer unseres Gesundheitssystems. Aber die Leistungserbringer könnten ihnen besser zuhören, als sie dies heute tun. 

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